Brautmarsch und Bolero
Rosenheimer Stadtkapelle und Bundespolizeiorchester musizierten in der Rosenheimer Christkönigkirche
Ein Bericht von RAINER W. JANKA (Quelle: https://www.ovb-heimatzeitungen.de)
Rosenheim 29. Juni 2018 – Am Ende des Konzertes stellten sich die beiden Blasorchester ineinander und spielten gemeinsam „Elsas Brautmarsch“ aus der Wagner-Oper „Lohengrin“: Die Klänge türmten sich langsam-unerbittlich auf und rollten dann mit Riesenwucht durch die vollbesetzte Rosenheimer Christkönigkirche, was die Zuhörer zum lauten Jubeln brachte. Dies war das grandiose Ende eines Konzertes mit symphonischer Blasmusik von hoher Qualität.
Zwei Blasorchester, zuerst die Stadtkapelle Rosenheim und dann das Bundespolizeiorchester München, spielten für zwei gute Zwecke, nämlich einmal für die Forschung und Therapie der Krankheit SMA, das heißt: spinale Muskelatrophie, und einmal für die Renovierung der Christkönigkirche.
Weiterführende Informationen zur Initiative SMA finden Sie hier: http://www.initiative-sma.de
In die letzten Glockentöne des Abendläutens hinein mischten sich die ersten Töne von „Cathedrals“ von Kathryn Salfelder, mit dem die Stadtkapelle unter Wolfgang Hauck begann. Das Stück ist inspiriert von altklassischer Vokalpolyphonie, insbesondere von der mehrchörigen Musik von Giovanni Gabrieli. Das verriet der gut vorbereitete und kenntnisreiche Moderator Andreas Nickl. Und das ließ Hauck auch hören, indem er mit klaren ruhigen Gesten seine Musiker zu klarer Transparenz anleitete. So hörte man darauf die Inspiration durch britische Volksmusik heraus in „Rhosymedre“ von Ralph Vaughan Williams, in dem die darin komponierte Hymne von weich intonierenden Posaunen vorgetragen wurde, so hörte man den Fluss strudeln und heftig brodeln in „By the River“ von Jan van der Roost, dessen rhythmisches Gewirr
Hauck mit ruhiger Hand ordnete.
„Over the Rainbow“ in der Version von Harold Arlen verlangt zwei Solisten: Links blies der Trompeter Stephan Ottich, rechts sang ein junges Mädchen: Isabella Schulz füllte mit klarer und warmer Stimme und melodischer Intensität mühelos die Kirche, die Stadtkapelle begleitete mit leis-satten Akkorden.
Das Bundespolizeiorchester leitete Jos Ziegers mit energischen Gesten, mit denen er den dynamischen Wechsel vom leis-dunklen Beginn bis ins dröhnende Forte in „Sleep“ von Eric Whitacre genau formte. Dieses Schlaflied endete im größt- oder besser kleinstmöglichen Pianissimo: die Meisterleistung eines Blasorchesters. In „Dreamy Dawn“ von Robert Molinelli träumte ein Sopransaxofon (schmeichelnd: Silvan Kaiser) die Morgendämmerung in New York, mit „For Natalie“ verarbeitete James Barnes den Tod seiner Tochter, ein elegischer, nachsinnender und berührender Symphonie-Satz, der sich hymnisch aussingt und vom Bundespolizeiorchester mit großer Sanftheit gespielt wurde. Ebenso sanft und mit weich-fülligem Klang begann das „Benedictus“ aus der „Mass for Peace“ von Karl Jenkins, bevor es in geradezu wütiges Forte ausbricht, markiert von den präzis donnernden Pauken. Schön, wenn ein Riesen-Blasorchester auch Sanftheit produzieren kann. Solist am Euphonium war Helmut Schilling, der mit empfindsamen Tönen glänzte.
Der „Bolero“ von Maurice Ravel war geprägt vom unerbittlich wiederholten Rhythmus der Trommel und des Fagotts einerseits und von der immer wieder wiederholten darüber schwebenden Melodie andrerseits, denen die einzelnen Instrumente große lyrische Intensität gaben, bis der Klang immer voller und auch greller wurde bis zum ohrenbetäubenden Schluss: eine packende Steigerung, die die Zuhörer zum Jubelaufschrei brachte. Dieser „Bolero“ konnte nur noch von dem „Brautmarsch“ übertroffen werden.